Das Thema Pflegefamilie wird gerade in Bilderbüchern kaum behandelt. Daher stelle ich euch hier geeignete Alternativen vor. Empfehlenswerte Bücher zum Vorlesen sind ebenso darunter wie Ratgeber für Pflegekinder, Pflegeeltern und leibliche Eltern.
Das (Vor-)Lesen von Büchern hat einen positiven Einfluss auf die Kindesentwicklung. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, haben einen deutlich größeren Wortschatz, bessere Noten und später mehr Spaß am Selbstlesen als Gleichaltrige ohne Vorleseerfahrung. Laut Stiftung Lesen ist Lesen „die zentrale Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg, Integration und zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklung“.
Bücher zum Thema Pflegekind – von Bilder- bis hin zu Fachbüchern
In unserem Bücherregal steht eine bunte Auswahl an Bilderbüchern (teils mit Klappen), Fühlbüchern, Büchern mit Fingerpuppe, Lese-Lern-Büchern, Sachbüchern, Gutenachtgeschichten … Zudem gehen wir regelmäßig in die Bibliothek. Es gibt auch einige Bücher, die das Thema Pflegekind/Pflegefamilie aufgreifen. Im Folgenden habe ich eine bunte Auswahl für euch zusammengestellt. Darunter auch Ratgeber für Pflegeeltern und leibliche Eltern.
„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“
Heinrich Heine
Bilderbuch „Meine neue Mama und ich“
Die Pflegemama des kleinen Hundes sieht ganz anders aus als er. Doch bald findet er heraus, dass das gar nichts ausmacht. Denn seine neue Mama macht genau das, was alle Mamas tun. Sie backt für ihn leckere Pfannkuchen, sie tröstet ihn, wenn er hinfällt, und sie hat ihn lieb. Und das ist das Wichtigste, findet der kleine Hund. „Meine neue Mama und ich“ (Renata Galindo, NordSüd Verlag 2017, 40 Seiten, 15,00 €, ISBN 978-3-314-10394-0, ab 4 Jahre) ist eine einfühlsame Geschichte über das, was im Leben wirklich zählt. Wundervoll illustriert und absolut empfehlenswert!
Vom selben Verlag kommt auch „Das grüne Küken“ (Anke Faust, NordSüd Verlag 2010, 32 Seiten, 15,00 €, ISBN 978-3-314-01742-1, ab 4 Jahre). Hier kümmert sich ein Vater (Papa-Gänserich) um einen Schützling. Da das Küken anders aussieht, wird es von den anderen Tiere geärgert. Traurig macht sich das grüne Küken auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. Bis es merkt, dass es ja bereits einen tollen Papa hat, der es liebt.
Sachbilderbuch „Alles Familie!“
Alle kennen die sogenannte Bilderbuchfamilie: Bestehend aus Mama, Papa und Kind(ern). Darüber hinaus gibt es Alleinerziehende, Patchwork-, Regenbogen-, Kinderdorf-, Adoptiv- und Pflegefamilien. Inzwischen sind diese Familien völlig normal – und dennoch im Bilderbuch noch nicht so richtig angekommen. Eine Ausnahme ist das witzig illustrierte Sachbilderbuch „Alles Familie!“ (Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl, Klett Kinderbuch 2010, 40 Seiten, 14,00 €, ISBN 978-3-95470-029-5, ab 5 Jahre). Unterhaltsam und mit viel Humor geht es zudem um Bluts- und Wahlverwandtschaften, um Einzelkinderglück, Geschwisterstreit und die Möglichkeit, die gleiche Nase wie Mama abzukriegen. Das Bilderbuch wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Erstlesebuch „Der Findefuchs“
Einsam und verlassen liegt ein kleiner Fuchs im Gebüsch. Da entdeckt ihn eine fremde Füchsin. Was soll sie tun? Sie hat doch schon 3 Kinder, die sie ernähren muss. Aber allein kann der kleine Findefuchs auch nicht bleiben. So nimmt sie ihn mit und rettet ihn damit vor dem Jäger und Fraßfeinden. Zudem verteidigt sie ihn vor der Nachbarschaft: „Ich habe ihn gewärmt … und musste sogar mit dem Dachs kämpfen. Mein Findefuchs soll bei mir bleiben.“ Der Kinderbuchklassiker „Der Findefuchs“ (Irina Korschunow und Reinhard Michl, dtv Junior 2018, 48 Seiten, 5,95 €, ISBN 978-3-423-07570-1, ab 6 Jahre) wurde bereits über eine Million Mal verkauft. Ganz ähnlich ist die Geschichte „Kind ist Kind“ (Brigitte Weninger und Eve Tharlet, Minedition 2004, 32 Seiten, 7,95 €, ISBN 978-3-86566-210-1, ab 3 Jahre). Hier nimmt Mama Maus 2 Froschkinder auf.
(Kinder-)Fachbuch und Bilderbuch „Herzwurzeln“
Janniks Leben steht Kopf: Er lebt seit Kurzem bei Pflegeeltern. Alles ist neu. Wieso kann er nicht einfach wieder bei seiner Mutter wohnen? Er freundet sich mit Ayana an, einem Adoptivkind aus Afrika. Sie ist glücklich bei ihren neuen Eltern, sehnt sich dennoch nach ihren „Afrikaeltern“. Beide Kinder sind auf der Suche nach ihren Wurzeln. Zusammen finden sie heraus: Kinder können neue Eltern sehr liebhaben und zugleich ihre leiblichen Eltern im Herzen tragen. Daher auch der Titel „Herzwurzeln“ (Schirin Homeier und Irmela Wiemann, Mabuse 2018, 175 Seiten, 22,95 €, ISBN 978-3-863212261, ab 7 Jahre). In einer liebevoll illustrierten Bildergeschichte und einem altersgerechten Informationsteil erhalten Adoptiv- und Pflegekinder sowie deren Bezugspersonen Erklärungen und Anleitungen, um ihre spezielle Situation besser zu verstehen und anzunehmen. Die Familientherapeutin Irmela Wiemann hat zahlreiche Bücher zum Thema Pflegekind geschrieben, unter anderem „Adoptiv- und Pflegekindern ein Zuhause geben“ und „Wie viel Wahrheit braucht mein Kind?“.
Biografie „Geschenkte Wurzeln“
Janine Kunze wird als Baby von ihrer Mutter weggegeben. Sie wächst bei einer Pflegefamilie auf. Als ihre leiblichen Eltern wieder zusammenkommen, wollen sie Janine zurückholen. Doch Janines Platz ist bei ihren Pflegeeltern. Sie kämpft darum, von ihnen adoptiert zu werden … In „Geschenkte Wurzeln“ (Janine Kunze, Piper 2015, 288 Seien, 9,99 €, ISBN 978-3-492-30631-7) geht es um Mütter und Töchter, Identität und wahre Familienbande. Nicht nur für Pflegefamilien empfehlenswert.
Andere Pflegeeltern lieben außerdem diese Bücher
- „Paule ist ein Glücksgriff“ (Kirsten Boie und Silke Brix, Friedrich Oetinger 2010, 128 Seiten, 12,00 €, ISBN 978-3-7891-3175-2, ab 6 Jahre): Paule ist dunkelhäutig. Seine neuen Eltern holten ihn aus dem Heim und würden ihn nie wieder hergeben. Später kommt auch noch eine Schwester dazu. Es geht um Ausgrenzung („Ausländer“, „Neger“), Vorurteile („Ist das dein Vater? Der sieht aus wie du!“, nur weil jemand die gleiche Hautfarbe hat) und Alltägliches (das erste Mal verliebt). Aber auch um typische Pflegefamilien-Themen wie „Woher komme ich?“ (Wurzeln), „Warum hat mich meine Mama weggegeben?“, „Wie war es, als ich zu euch kam?“ und „Haben mich meine Eltern lieb, obwohl ich gelogen habe? Oder geben sie mich jetzt wieder zurück ins Heim?“. Zweimal im Jahr wird gefeiert: der Geburtstag und der Ankunftstag. Ich musste an sehr vielen Stellen lachen. Die beliebte Autorin versteht es, die Leserschaft mit viel Humor ans Buch zu fesseln.
- „Ich, Pflegekind Leo“ (Marion Klara Mazzaglia und Kathrin Frank, Best Off 2017, 44 Seiten, 14,50 €, ISBN 978-3-96133-076-8): Die Autorin ist selbst Pflegemutter. Einfühlsam beschreibt sie, warum Leo 2 Mamas und 2 Papas hat. Er lebt in einer Pflegefamilie mit 3 weiteren Kindern. Es geht um Alltagssituationen, getröstet werden und den Umgangskontakt mit der leiblichen Mutter. Das zeichnet das Buch aus: verständliche Sprache und wundervoll illustriert.
- „Sonntagskind“ (Gudrun Mebs, Fischer Sauerländer 1990, 128 Seiten, 13,90 €, ISBN 978-3-7373-6329-7, ab 8 Jahre), Deutscher Jugendliteraturpreis: Die Erzählerin lebt im Heim und würde gern für immer bei Ulla, ihrer „Sonntagsmutter“, bleiben.
Weitere empfehlenswerte Bücher und Tipps
Im Sinne der Nachhaltigkeit: Bevor ihr eines der Werke kauft, schaut gern in der nächstgelegenen Bibliothek, ob das Buch dort vorhanden ist. Falls nicht, viele Büchereien schaffen Bücher auf Wunsch an. Die Jahresgebühr kostet meist nicht mehr wie ein neues Buch. Zudem können gebrauchte Bücher auch online erworben werden.
Weitere Bücher findet ihr unter anderem bei stiftung-pflegekind.de und bei pflegeeltern.de.