Auf einmal hieß ich Pflegemama

Die Pflegekinder haben jede Menge Spaß mit ihrer Pflegemama

Wenn die Pflegemama zur Mama wird: Normalerweise nennen mich meine Pflegekinder beim Vornamen. „Hallo, ich bin die Silke – und wer bist du?“ So stelle ich mich den Neuankömmlingen immer vor. Aber bei meinem 4. Einsatz kam alles anders.

Ich bin die Pflegemama

„Wenn sie Mama sagen, sind sie angekommen“, heißt es. Nachdem wir nacheinander 3 Mädchen betreuten, meinte ich, dass es jetzt Zeit für eine Abwechslung sei. Das Universum hat verstanden und daher kamen bei unserem 4. Einsatz gleich 2 Brüder. Die beiden Jungs sagten anfangs noch Silke zu mir, nach 7 Tagen bereits Mama. Da ich nicht deren Mama bin und um Konflikte mit der leiblichen Mutter zu vermeiden, habe ich den Pflegekindern erklärt: „Ich bin nicht eure Mama, sondern eure Pflegemama. Ihr könnt gern weiterhin Silke zu mir sagen.“ Von da an hieß ich Pflegemama. Beim Einkaufen oder Bahnfahren ebenso wie zu Hause oder auf dem Spielplatz. Ein ganz neues Gefühl – und vor allem war das Thema Pflegekind fortan immer präsent und der Name für meinen Blog gefunden: Pflegemama Silke.

Wenn Pflegeeltern zu Mama und Papa werden

Gerade wenn Pflegekinder über einen langen Zeitraum bei einer Pflegefamilie leben, sagen sie häufig Mama und Papa zu den „neuen“ Eltern. Trotzdem kann es im Alltag verwirrend sein, wenn es heißt: „Mit meiner anderen Mama war ich auch schon einmal im Schwimmbad.“ Wer ist dann gemeint? Die leibliche Mama, also die Bauchmama, oder die Pflegemama? Sofern der Kontakt zu den leiblichen Eltern bestehen bleibt, wird hinter Mama/Papa häufig einfach der Vorname gepackt. Oder zwischen Mama und Mutter unterschieden. Die Kinder haben schließlich 2 Mütter/Väter. Es ist ein großes Bedürfnis von vielen Pflegekindern, Mama und Papa zu den Pflegeeltern zu sagen. Vor allem wenn die Pflegekinder gemeinsam mit leiblichen Kindern in einer Familie aufwachsen. Ganz tolle Bücher zum Thema findet ihr hier.

Von Pflegeomas und Pflegeopas

Der erste Besuch bei meinen Eltern zeigte, dass die Pflegekinder auch hier eine Begrifflichkeit brauchen. Dabei unterscheiden sie sich nicht von anderen Kindern. Die wenigsten Menschen nennen ihre Eltern beim Vornamen – zumindest ich nicht. Ich sage Mama und Papa. Also sagten auch die Pflegekinder Mama und Papa zu ihnen. Da half selbst der Vortrag meiner Mutter nichts, sie doch beim Vornamen zu nennen. Auch Pflegeoma kam nicht so gut an. Jetzt verstehe ich, warum Menschen, die selbst Eltern werden, plötzlich Oma und Opa statt Mama und Papa zu ihren Eltern sagen. Das ist weniger verwirrend. Im Alltag finden sich solche Überlappungen oft: Die Oma meines Mannes wird auch von mir Oma genannt. Ob Mama, Papa, Tante, Onkel, Oma oder Opa – die meisten von uns verwenden diese Begriffe im Alltag so selbstverständlich, sodass klar ist, warum ich nicht einfach nur Silke, sondern notwendigerweise Pflegemama heißen musste.

Lesetipp: „Wenn aus Eltern Großeltern werden“ müssen sie entscheiden, was für eine Oma/ein Opa sie sein wollen.