Der erste Anruf ließ nicht lange auf sich warten. Wenige Wochen nach dem Abschlussgespräch mit dem Jugendamt klingelte das Telefon. Aufgrund eines Krankenhausaufenthalts der Mutter wurde eine Pflegefamilie für ihr Kleinkind gesucht.
Und so läuft es meist ab: Das Telefon klingelt und wenn die Pflegeeltern ja sagen, kommt in wenigen Stunden das Pflegekind. Als Bereitschaftspflegeeltern erfahren wir oft nur den Namen und das Alter des Kindes und ganz grob, warum es in eine Pflegefamilie kommt. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von einem kurzweiligen Krankenhausaufenthalt der erziehungsberechtigten Person bis hin zu schweren Misshandlungen des Kindes in der Herkunftsfamilie. Es kann aber auch sein, dass ein Pflegekind, das bereits in einer Pflegefamilie lebt, während der Ferienzeit betreut werden soll. Anschließend geht das Pflegekind wieder zurück zur leiblichen Mutter oder zum leiblichen Vater oder dauerhaft in eine Pflegefamilie oder Einrichtung. Wenn uns das Kind wieder verlässt, haben wir etwa 2 Wochen (nach Wunsch auch länger) Pause, bevor das Telefon erneut klingelt. Diese Auszeit ist wichtig und wird auch genutzt.
Filmtipp: „Bei Anruf Kind – Bereitschaftspflege“ (2016)
Im Gegensatz zur Bereitschaftspflege verläuft die „Vollzeitpflege“ meist entspannter. Man hat ausreichend Zeit, das Kind Schritt für Schritt kennenzulernen und Rituale gemeinsam zu etablieren, bevor es ganz zu einem zieht. Hier heißt es also nicht „Bei Anruf Kind!“, sondern der ganze Prozess kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Die Vorbereitung durch das Jugendamt ist aber für alle Interessierten gleich – egal, ob Bereitschaftspflegeeltern oder „Dauerpflegeeltern“. Mehr dazu hier: Pflegeeltern werden.
Manchmal kommt es anders, als man denkt
Eigentlich wollten wir zeitgleich nur ein Pflegekind bei uns aufnehmen. Aber als dann der Anruf kam und für 2 Geschwisterkinder dringend eine Pflegefamilie gesucht wurde, da haben wir einfach ja gesagt. Wir haben die Herausforderung angenommen und gut gemeistert – und dabei sehr viel gelernt. Letztendlich blieben unsere Pflegekinder im Kindergartenalter fast ein halbes Jahr, weil wir nicht wollten, dass sie nach wenigen Monaten Bereitschaftspflege in eine andere Pflegefamilie wechseln müssen, bevor sie wieder nach Hause gehen konnten. Dieses hin und her wollten wir den Kindern ersparen. Also auch das ist möglich: Von der Bereitschaftspflege in die „Dauerpflege“ zu wechseln.
„Ein Kind füllt einen Platz in deinem Herzen, von dem du nie wusstest, dass er leer war.“