Nachhaltig leben – trotz Kind (Teil 1)

Nachhaltiger Einkauf: Pflegemama Silke kauft Gemüse unverpackt

Immer mehr Menschen wollen weniger (Plastik-)Müll produzieren, ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern oder minimalistisch leben. Mein Mann und ich gehören auch dazu. Doch wie schafft man es im oftmals stressigen Familienalltag, nachhaltig zu leben?

Nachhaltig einkaufen: Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt

1. Nachhaltig einkaufen: Obst und Gemüse ohne Plastik

Wir Deutschen verursachen über 220 kg Verpackungsabfall pro Kopf und Jahr – mehr als andere EU-Bürgerinnen und -Bürger. Ganz zu schweigen davon, dass Plastik kaum recycelt werden kann. Allein in Deutschland wird über 60 % des Plastikmülls verbrannt. Der meiste Müll kann bereits beim Einkaufen vermieden werden. Plastiktüten meiden, ist ein erster Schritt auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit. Papiertüten sind keine Lösung – selbst diese müssen aufwendig produziert werden, auch wenn sie am Ende besser recycelt werden können. Stattdessen verwenden wir nachhaltige Stofftaschen. Sie sind langlebig, wiederverwendbar und passen in jede Handtasche. Auf dem Markt oder im Bioladen loses Obst und Gemüse aus der Region in waschbare Gemüsenetze zu packen, ist ebenfalls kein großes Ding. Machst du mit?

Ich habe mich ohnehin schon immer gewundert, warum Gurken in Plastik eingepackt werden. Aber das gehört hoffentlich bald der Vergangenheit an. Ein erster Schritt ist getan: Zumindest Einwegplastik wird in wenigen Jahren teils verboten sein. Auf Trinkhalme, Wegwerfbecher und Co. können wir alle gut und gern verzichten – vor allem die Meereslebewesen.

Kind kauft nachhaltig im Unverpackt-Laden ein

2. Lebensmittel unverpackt einkaufen

Zum Glück haben wir einen Unverpackt-Laden vor Ort, sonst wäre es nicht so leicht möglich, Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Mehl, Haferflocken oder Hülsenfrüchte nachhaltig und verpackungsfrei einzukaufen. Die Pflegekinder mögen es, ihr eigenes Müsli dort zusammenzustellen. So wird nicht nur Müll, sondern auch Industriezucker vermieden. Da viele Supermärkte allerdings auch Großpackungen wie Nudeln im Karton anbieten, ist das eine gute Alternative, wenn sich kein Unverpackt-Laden in der Nähe befindet. Vielleicht verkauft der Bäcker vor Ort auch säckeweise Mehl? Gerade dort, wo viel gebacken und gekocht wird, kommen Großgebinde zum Einsatz.

nachhaltig backen: Pflegekind macht Kuchen selbst

3. Klimaschutz mit Messer und Gabel

Selbst Gemachtes wie Pudding, Milchreis, Kuchen und Co. schmeckt am besten. Unsere Pflegekinder helfen gern bei der Zubereitung. Das ist nicht nur gesünder und günstiger, sondern macht auch noch Spaß und spart Plastikmüll. Doch neben der Müllvermeidung wollen wir auch weniger Lebensmittel verschwenden. Daher fallen die Essensportionen bei uns eher klein aus. Es ist aber jederzeit möglich, sich nachzuschöpfen. So konnten wir schon viele Lebensmittel vor der Tonne bewahren. Denn vor allem bei Kindern sind die Augen oft größer als der Magen. Auch muss es nicht jeden Tag Fleisch sein. Gerade tierische Nahrungsmittel haben den größten CO2-Fußabdruck im Ernährungsbereich. Sie verursachen zudem mehr Treibhausgasemissionen als der weltweite Verkehr.

Nicht nachhaltig: Automaten mit jeder Menge Müll

4. Nachhaltig leben – auch unterwegs

Ach könnte ich nur Automaten mit Süßgetränken und ungesunden Snacks an Bahnhöfen verbieten – samt all den Kleinstverpackungen rund um die Supermarktkassen! Neben Getränken in Plastikflaschen gibt es dort auch Süßgetränke in Plastik-Aluminium-Trinkpacks mit Plastiktrinkhalm. Mehr Verpackungsmüll geht eigentlich gar nicht. In Aluminium und anderen fraglichen Stoffen stecken selbst sogenannte „Obstquetschen“, also Obstbrei-Tüten. Zudem enthalten auch sie zu viel Zucker. Gesünder und nachhaltiger wäre es, einen Apfel zu essen oder auf Obstbrei im Glas zurückzugreifen. Wenn wir einen Ausflug machen, nehmen alle eine Vesperbox und eine Trinkflasche aus Glas oder Edelstahl mit Leitungswasser mit. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch den Geldbeutel. Klar gibt es auch mal eine Brezel beim Bäcker, aber alles andere ist Müll.

Nachhaltig einkaufen im Secondhandladen

5. Gebraucht statt neu: die gute alte Holzeisenbahn

Wer Kleidung, Möbel, Spielzeug oder Fahrräder gebraucht kauft, erzeugt keine Nachfrage – und letztlich keinen Müll. So einfach ist das! Bäume müssen nicht gefällt, Spritzmittel müssen nicht auf den riesigen Baumwollplantagen versprüht und Rohstoffe müssen nicht aufwendig verarbeitet und transportiert werden. So wird außerdem kein Erdöl für neue Plastikdinge verschwendet. Kleidung aus zweiter Hand ist zudem ungiftig, da sie schon mehrfach gewaschen wurde. Wer Kleidung neu kauft, sollte auf faire Siegel achten und darauf, dass die Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau stammt.

Ob Bauklötze oder Holzeisenbahn – in Secondhandläden und auf Flohmärkten wurde ich schon oft fündig. Aber auch Lego, Autos und Puppen sowie Puzzles, Spiele und Bücher gibt es dort. Die Pflegekinder spielen gern damit. Für sie zählt nicht, ob etwas gebraucht ist, sondern ob damit gut gespielt werden kann. Im Freundeskreis wird auch immer wieder aussortiert und Nützliches weitergegeben. (Siehe auch meinen Artikel zum Thema Grundausstattung.) Übrigens: Bücher leihen wir am liebsten nachhaltig in der Bibliothek aus. Die Jahresmitgliedschaft kostet weniger als ein neu gekauftes Buch.

Nicht jedes Spielzeug ist nachhaltig

6. Hersteller müssten verpflichtet werden, nachhaltig zu produzieren

Was mich ärgert, ist, dass „singendes“ Spielzeug meist nicht aufgeladen werden kann. Die Kinderspielzeugbranche muss wohl erst noch entdecken, was Anbieter von Smartphones und Sextoys längst nutzen. Gut, wenn zumindest ein zu öffnendes Batteriefach vorhanden ist – aber Batterien aufzuladen ist total rückständig. Wer regelmäßig die Testergebnisse bei Öko-Test verfolgt, ist zudem geschockt, was alles in Kinderspielzeug gefunden wird. Darunter polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die Krebs verursachen, hormonell aktive Weichmacher wie Phthalate, Schwermetalle wie Blei, krebserzeugende Farben oder bedenkliches PVC. Das ist wenig nachhaltig! Hier ist die Politik gefragt, Druck auf die Produzenten auszuüben und entsprechende Gesetze zu verabschieden. Oder dafür zu sorgen, dass geltendes Recht auch eingehalten wird.

nachhaltige Nachbarschaft: tauschen, verschenken, suchen, finden auf nebenan.de

7. Garten- und Haushaltsgeräte etc. gemeinsam nutzen

Wie oft verwendet ihr euer Waffeleisen, die Biertischgarnitur oder den Rasenmäher? Wir befreiten uns vom Überfluss: Anstatt Dinge zu besitzen, die wir nur selten nutzen, haben wir uns von allem getrennt, das wir über ein Jahr nicht angerührt haben. Diese Regel entstammt den Simplify-Ratgebern. Unser Waffeleisen kommt nun dauerhaft bei einer Bekannten zum Einsatz. Während die Biertischgarnitur nachhaltig von der gesamten Hausgemeinschaft genutzt wird. Eine Garnitur für alle, statt ein Dutzend, das die meiste Zeit ungenutzt im Keller Platz verschwendet und verstaubt. Und wenn wir einmal eine Bohrmaschine brauchen? Unser Nachbar leiht sie uns gern. Viele andere Geräte können direkt in Heimwerkermärkten ausgeliehen werden. Wir haben einen Leihladen in der Nähe, ansonsten kann der Marktplatz auf nebenan.de genutzt werden. Hier wird getauscht, verschenkt, gesucht und gefunden. Das spart neben Geld vor allem endliche Ressourcen. Carsharing ist das beste Beispiel einer Sache, die von mehreren Menschen gemeinsam genutzt wird.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit

Der Begriff Nachhaltigkeit beinhaltet, eine Ressource so zu nutzen, dass sie keinen bleibenden Schaden nimmt und auch künftigen Generationen in gleicher Weise zur Verfügung steht. Nachhaltigkeit bedeutet somit Maßhalten, Selbstdisziplin und Selbstbeschränkung – und ist das Gegenkonzept zur rücksichtslosen Ausbeutung einer Ressource. Nachhaltigkeit umschreibt aber auch das Bemühen der Weltgemeinschaft, allen Ländern und Völkern gleiche Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Anstatt auf Kosten der Ärmsten der Armen zu leben. Zusammengefasst lautet das Nachhaltigkeitsprinzip: „Lebe so, dass alle Menschen sowie die nächste Generation ihre Bedürfnisse ebenso befrieden können wie du es jetzt tust.“ Wie viele Erden dein Lebensstil verbraucht, kannst du ganz einfach mit dem ökologischen Fußabdruck-Test herausfinden.

War etwas für dich dabei?

Vielleicht war die eine oder andere Idee dabei, um dein Leben nachhaltiger zu gestalten? Ich habe noch mehr Tipps auf Lager. Zum Beispiel zum Thema Nachhaltigkeit im Badezimmer und auf Reisen, Alternativen zur Wegwerfwindel und Waschmittel selbst herstellen. Oder wie wir es geschafft haben, unsere Stromrechnung um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Sobald der zweite Teil steht, werde ich ihn hier verlinken. Nutze gern meinen RSS-Feed.

Hier geht es zum 2. Teil der Serie: Den ökologischen Fußabdruck verkleinern.