Eltern auf Zeit: Abschied vom Pflegekind nehmen

Abschied nehmen, nachdem das Pflegekind fortgegangen ist

Gerade in der Bereitschaftspflege heißt es regelmäßig, Abschied zu nehmen. Egal, ob das Pflegekind wenige Tage oder mehrere Monate bei mir war: Wenn wir eine gute Bindung hatten, fällt mir das Loslassen schwer.

Wenn sich die Verhältnisse in der Herkunftsfamilie gebessert haben, kann das Pflegekind wieder zu seinen leiblichen Eltern zurück (Rückführung). Falls nicht, muss eine andere Lösung gefunden werden, wie die Überführung in eine dauerhafte Pflegefamilie oder eine Heimunterbringung. Ich weiß, dass der Tag kommt, aber wenn er dann da und das Pflegekind weg ist, beginnt die Trauerphase. Das Zimmer ist verlassen, der Platz am Tisch leer und plötzlich ist es ganz still, wo eben noch Action war. Zu manchen Pflegekindern bricht anschließend aus den unterschiedlichsten Gründen der Kontakt ab. Der Abschied ist dann für immer.

Der Abschied ist jedes Mal anders

Unsere 1-Jährige blieb nur wenige Tage. Obwohl wir nicht dieselbe Sprache sprechen, hatten wir von Anfang an eine enge Bindung. Ich war ihre wichtigste Bezugsperson, ihre Mama. Sie schlief nur in meinen Armen ein, ließ sich nur von mir wickeln und trösten. Wieder zurück bei der leiblichen Mutter hat sie sofort verstanden, was das bedeutet. Sie wollte zurück auf meinen Arm – sie wollte mitkommen statt bleiben. Ihr toben war noch unten auf der Straße zu hören, als ich das Haus ohne sie verließ. Ich weinte tagelang … Jeder Abschied ist anders: Da ist das Pflegekind, das „nur“ Urlaub bei uns machte. Die Zeit bei uns war schön, jetzt ist es wieder zu Hause – es gibt keinen Grund, traurig zu sein oder Kontakt zu halten. Aber da ist auch das Pflegekind, das regelmäßig nach mir fragt. Wir bleiben via Soziale Medien in Verbindung. Was bleibt sind die Erinnerungen im Fotoalbum.

Raum für das nächste Pflegekind schaffen

Was mir hilft ist der Großputz: Betten abziehen, Kuscheltiere und Kleidung waschen, Spielsachen verstauen etc. Überall wird wieder Platz geschaffen: Mehr Raum für uns als Paar, aber auch Platz für das nächste Pflegekind. Die Einsamkeit und Niedergeschlagenheit dauern ein paar Tage an. Dann unternehme ich ganz viele Dinge, die vorher so nicht möglich waren: ein Discobesuch, ein Städtetrip oder einfach nur Schlaf nachholen. Diese Auszeit ist wichtig. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem ich wieder bereit für ein neues Pflegekind bin. Und dann klingelt kurze Zeit später schon wieder das Telefon (Bei Anruf Kind) …