Das Pflegekind in den Alltag integrieren

Alltag in der Pflegefamilie: Pflegekind unterwegs mit dem besten Freund

Mit Pflegekindern wird der Alltag bunt, die Zipperlein verschwinden und zahlreiche Erfahrungen werden gesammelt. Ob kochen, essen, einkaufen oder Hausarbeit – das (Pflege-)Kind kann überall einbezogen werden. Und gibt dabei so viel zurück.

In der Freizeit machen wir zahlreiche Ausflüge und spielen diverse Spiele. Auch das Vorlesen nimmt viel Raum ein. Wir besuchen beispielsweise Schwimmbäder oder Baggerseen, (Indoor-)Spielplätze, Bibliotheken, Kinos, Theater oder Museen. Von Picknick über Fahrradtour bis hin zum Restaurantbesuch – der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. So wird das Fotoalbum für das Pflegekind Schritt für Schritt gefüllt. Meine Sachbearbeiterin vom Jugendamt sagte anfangs: „Sie haben ein Leben. Geben Sie nicht alles auf, nur weil plötzlich ein (Pflege-)Kind da ist. Integrieren Sie es einfach in Ihren Alltag.“

Alltag in der Pflegefamilie

Ich habe meinen Teilzeitjob mit flexiblen Arbeitszeiten behalten und kann beides haben: Beruf und Kind – wobei Pflegekinder betreuen ja auch irgendwie Beruf(ung) ist. Mein Partner arbeitet Vollzeit, unterstützt mich aber wie andere (Pflege-)Papas so gut es geht. Wenn wir Kleinkinder haben, die früh zu Bett gehen, finden Spieleabende im Freundeskreis eben bei uns statt. Ins Restaurant kommen die Kinder einfach mit. Neu ist nur, dass wir das Ganze mit einem Spielplatzbesuch verbinden und eher um 18 Uhr als um 20 Uhr Essen gehen. Und wenn die Pflegeeltern einmal ins Kino oder auf ein Konzert gehen wollen, wird ein Babysitter organisiert. Im Grunde unterscheidet sich unser Alltag nicht von dem Alltag anderer Familien. Nur dass bei uns das Kind wechselt und es zwischendurch kinderlose Zeiten gibt. Auch diese Auszeiten genieße ich. Selbst die Regeln, die wir eingeführt haben, finden sich anderswo.

Erkenntnisgewinn für Pflegeeltern

Spielplatz statt Smartphone! (Pflege-)Kinder bringen Leben in die Bude: Plötzlich macht man zahlreiche Ausflüge, bewegt sich mehr und ist viel an der frischen Luft. Kinderlachen ist außerdem ansteckend und trägt ebenfalls zu einer besseren Gesundheit bei. Die Welt mit Kinderaugen sehen bringt so viel Neues aufs Tablett. Man lernt, wieder im Hier und Jetzt zu leben. Ob Inobhutnahme, Gerichtsverhandlung oder Hilfeplangespräch – Pflegeeltern erleben und erfahren im Alltag so viel, das sie bereichert und stärkt. Die Familie wird erweitert: Die Pflegeeltern arbeiten eng mit den leiblichen Eltern (dem Vormund) und dem Jugendamt zusammen. Wer rastet, der rostet, heißt es. Eine Pflegemama drückte das so aus: „Wenn das Haus voll ist und alle Zimmer belegt sind – dann verschwinden alle Wehwehchen.“ Und das kann ich nur bestätigen.

Glücksmaximierung dank Pflegekind

Die Pflegekinder bekommen Liebe und Fürsorge in der Pflegefamilie und wachsen in einem geschützten Rahmen gewaltfrei auf. Sie erhalten Kleidung und Essen, werden gefördert und abends gibt es eine Gutenachtgeschichte. Dafür entlohnt das Jugendamt die Pflegeeltern. Aber das, was die Pflegekinder zurückgeben, ist unbezahlbar: Ein „ich habe dich lieb“ vor dem Einschlafen; ein „ich habe dich sooo vermisst“, wenn ich vom Sport komme; oder einfach nur eine unerwartete Umarmung – das wischt den Ärger und die Sorgen des Alltags schlagartig weg. Außerdem lachen wir sehr viel über Situationskomik, Kinderweisheiten oder weil der problematische Zwischenfall vom Vortag rückblickend einfach zu komisch ist.

„Wohl dem, der das Beste nicht verlor, im Kampf des Lebens den Humor!“ (Wilhelm Busch)