Zum Abschied erhält jedes Pflegekind ein Fotoalbum von mir. Darin enthalten: Gemeinsame Erlebnisse während der Zeit in unserer Pflegefamilie. Mit dem Fotobuch samt schöner Momente im Gepäck geht die Reise am Ende weiter.
Auf einer sehr spannenden Fortbildungsveranstaltung für Pflegeeltern ging es um Biografiearbeit. Pflegekinder wollen wissen, wo sie herkommen beziehungsweise welche Stationen sie in ihrem Leben durchlaufen haben. Wie sehen meine leiblichen Eltern aus, habe ich die Nase eher von meinem Vater oder von meiner Mutter, wo bin ich aufgewachsen – das sind Themen, die Pflegekinder beschäftigen. Aber auch: An welchen Orten habe ich mich wohl gefühlt? Schöne Erinnerungen sind wichtig. Daraus können die Kinder immer wieder Kraft tanken. Daher halte ich besondere Momente gern mit dem Smartphone fest. So entsteht nach und nach ein Fotoalbum mit den tollsten Erlebnissen.
Vielfältige Erinnerungen in einem Fotobuch
Ob Apfelkuchen backen, auf dem Spielplatz toben oder bei der Gartenarbeit helfen – die Kamera ist meist dabei. Und so wird das Fotoalbum Schritt für Schritt mit bunten Erinnerungen gefüllt. Aber nicht übertreiben! 10 Bilder pro Woche reichen völlig. Einfach so, dass am Ende ein Fotobuch mit knapp 30 Bildern entsteht. Bereits während die Pflegekinder noch bei uns in der Bereitschaftspflegefamilie leben, wollen sie das Fotoalbum immer wieder ansehen. Auch unserem Besuch erzählen sie dann gern mithilfe der Bilder, wie die ersten Tage bei uns waren und was sie alles erlebt haben. Am Ende, wenn uns das Pflegekind verlässt, nimmt es das Fotoalbum mit all den Erinnerungen mit.
Bilder aus der Herkunftsfamilie
Wenn die leiblichen Eltern das möchten, sende ich ihnen regelmäßig Bilder, damit sie am Leben der Kinder teilhaben können. Das hilft den Eltern zudem bei den Telefonaten mit ihren Kindern sehr, denn dann können sie sich auf ein bestimmtest Erlebnis beziehen. Gleichzeitig bitte ich die leiblichen Eltern, mir ebenfalls ein paar Bilder zu übermitteln. Gern auch ein kleines Fotoalbum. So bleiben die Eltern präsent und die Kinder können darauf zurückgreifen. Die Pflegekinder berichten zum Beispiel: „Hier war ich mit meiner richtigen Mama im Schwimmbad. Mit meiner Pflegemama war ich auch schon einmal schwimmen.“ Es ist wichtig, das zuzulassen und insgesamt gut mit den leiblichen Eltern zusammenzuarbeiten.
Das Fotoalbum ist Teil der Biografiearbeit
Bevor das Pflegekind zu den Pflegeeltern kam, lebte es meist bei seinen leiblichen Eltern. Nur wenn Pflegekinder das Gefühl haben, dass sie problemlos über „beide Welten“ sprechen dürfen, können sie sich optimal entwickeln. Außerdem erfahren die Pflegeeltern durch die Biografiearbeit auch einiges über das Pflegekind: Wie der beste Freund heißt, dass das Kind gern Roller fährt und am liebsten Enten mag. Biografiearbeit ist viel mehr als nur ein Fotoalbum, aber es ist ein wichtiger Baustein. Die gesammelten Informationen sind nicht nur für das Pflegekind wichtig, sondern für alle Beteiligten.
Das Fotoalbum enthält zahlreiche Highlights
Unbeschreiblich, wie stolz eines meiner Pflegekinder war, als sie sich getraut hat, vom 5-Meter-Sprungturm im Schwimmbad zu springen – und das Ganze festgehalten auf einem Bild. Unvergesslich auch diese Erlebnisse: Der Ausflug mit dem ICE und das Klettern auf einen riesigen Dinosaurier. All diese besonderen Momente finden sich im Fotoalbum wieder. Was für uns Erwachsene teils unbedeutender Alltag ist, ist für die Kinder ein Highlight, von dem sie immer wieder erzählen. Und das färbt ab: Ich gehe viel aufmerksamer durch die Welt, seitdem ich Pflegemama bin. Außerdem schaue ich mir regelmäßig die Bilder von meinen ehemaligen Pflegekindern an und erinnere mich gern an die gemeinsam verbrachte Zeit.